180
§ 86. Das Königreich Preußen.
Nach einem Jahrhundert der Mißregierung unter den Wittels-
bachern und Luxemburgern kam sie 1415 an den Burggrafen Friedrich
von Hohenzollern.
Bedeutungsvoll für die Zukunft wurde es, daß im 17. Jahr-
hundert Brandenburg sowohl im W. des Reichs durch die Erwerbung
von Cleve, Mark und Ravensberg als auch im O. durch die Erb-
schaft des ehemaligen Ordenslandes, damaligen Herzogtums Preußen,
Fuß faßte. Es konnte somit weder an der W.- noch O.-Grenze des
Reiches etwas geändert werden, ohne daß Brandenburgs Interesse dabei
in Frage kam.
Im Westfälischen Frieden 1648 erwarb der Große Kurfürst Hinter-
pommern, Magdeburg, Minden, Halberstadt und Kammin.
Sein Nachfolger vereinigte die zerstreuten Landesteile unter der
preußischen Königskrone (18. Januar 1701, Königsberg).
Friedrich Ii., der Große, führte Preußen durch Erwerbung
Schlesiens mit der Grafschaft Glatz in die Reihe der Großmächte
ein und fügte 1772 (I. Teilung Polens) West preußen (ohne Danzig
und Thorn), das Ermland und den Netzedistrikt hinzu.
In der zweiten und dritten Teilung Polens, 1793 und 1795,
kamen außer Danzig und Thorn noch weite polnische Gebiete hinzu,
die aber, bis auf das Gebiet der heutigen Provinz Posen, wieder
verloren gegangen sind. Dafür erfuhren in den Verhandlungen des
Wiener Kongresses die tuest- und mitteldeutschen Besitzungen Preußens
eine wesentliche Abrundung, so daß 1815 Preußen aus folgenden 8 Pro-
vinzen bestand: Ostpreußen (damals noch eine Provinz), Pommern,
Brandenburg, Schlesien, Posen, Sachsen, Westfalen, die
Rheinprovinz.
Durch den Feldzug von 1866 erwarb König Wilhelm I. hierzu
die Provinzen: Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Nassau.
1891 kam noch Helgoland hinzu.
Durch Teilung Ostpreußens in zwei Provinzen Ost- und West-
preußen hat Preußen jetzt 12 Provinzen.
Preußen hat seit 1850 eine Verfassung. Die gesetzgebende
Gewalt wird von dem König und dem Landtage, der wieder aus
dem Hause der Abgeordneten und dem Herrenhause besteht,
ausgeübt.
Die Wahl zum Abgeordnetenhause ist eine indirekte, össent-
liche Dreiklassenwahl.
Die Mitglieder des Herrenhauses sind entweder vom König
berufen oder Vertreter von Körperschaften (Universitäten, größeren
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
von_Hohenzollern Friedrich Cleve Friedrich_Ii Friedrich Wilhelm_I.
§ 83. Die Bewohner Deutschlands.
177
Wiesen und des Obstbaues, das wärmere Breitengebiet macht sich im
W. im Auftreten der Rebe, das subarktische im O. und in den Ge-
birgen in den Nadelhölzern, den Weiden und Birken bemerkbar.
Die in den deutschen Wäldern früher heimischen Raubtiere sind
ganz oder nahezu ausgerottet, so der Wolf, der nur im O. aus Ruß-
land, im W. aus Frankreich in strengen Wintern nach Deutschland
herüberwechselt, serner Luchs und Wildkatze, die vereinzelt noch vor-
kommen. Das Wildschwein wird von Jagdfreunden noch gehegt, ebenso
der dem Aussterben nahe Elch in Ostpreußen. Längst ausgestorben ist
der Ur, nicht mit dem Auerochs oder Wisent, der in Oberschlesien
durch den Fürsten. Pleß noch gehegt wird, zu verwechseln. So bleiben
uns heute neben kleineren Raubtieren (Fuchs, Marder, seltener
Fischotter) nur der Edelhirsch, Damhirsch und das noch weit
verbreitete Reh. Der Biber kommt noch stellenweise vor.
§83.
Die Bewohner Deutschlands.
Die Bewohner Deutschlands gehören überwiegend dem germa-
nischen Stamme an. Das Reich zählt heute 60 Mill. Einw. Unter
diesen sind 6 — 7% Slawen (Polen, Kaschuben, Masuren, Wenden,
Tschechen in Ost-, Westpreußen, Posen und Schlesien), ferner Dänen in
Nordschleswig, Franzosen im Reichslande Elsaß-Lothringen, Wallonen
im Reg.-Bez. Aachen und Litauer in Ostpreußen.
In den Nachbarländern, Holland, Belgien, der Schweiz und
Österreich, wohnen noch gegen 20 Mill. Deutsche.
Die Bevölkerungsdichtigkeit ist im W. größer als im O. In Ost-
preußen kommen 54, in der Rheinprovinz 213 Einw. auf 1 qkm. Am
dichtesten bevölkert sind der sächsische Jndustriebezirk und der Reg.-Bez.
Düsseldorf (etwa 500 Einw. auf 1 qkm).
Dem Bekenntnis nach gehören etwa 2/3 der Bewohner der evan-
gelischen, 1/3 der römisch-katholischen Kirche an. Im N. überwiegt das
evangelische Bekenntnis, jedoch kommen auch überwiegend katholische
Gebiete (Westfalen, Rheinlande, Posen usw.) vor. Im S. überwiegt
das katholische Bekenntnis, jedoch sind Württemberg, Baden und Hessen
überwiegend evangelisch.
Nach der Mundart unterscheiden wir Ober- und Nieder-
deutsche. Die Oberdeutschen zerfallen wieder in die Stämme der
Bayern, zwischen Lech und Inn, der Schwaben, vom Lech bis zum
Wasgenwald, und der Franken im Gebiete des Mains und Mittel-
rheins. Die Hessen, Thüringer und Schlesier bezeichnet man
Daniel, Leitfaden. Ausg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 12
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ruß- Frankreich Deutschland Ostpreußen Oberschlesien Deutschlands Deutschlands Polen Masuren Posen Schlesien Nordschleswig Reichslande_Elsaß-Lothringen Aachen Holland Belgien Rheinprovinz Reg.-Bez Westfalen Rheinlande Posen Baden Hessen Bayern Schwaben Mains Hessen
§ 93. Das Königreich Sachsen. — § 94. Die thüringischen Staaten. 193
Die norddeutschen Staatett (außer Preußen).
§ 93.
Das Königreich Sachsen.
Ein dreieckiges Gebiet, das im N. der Leipziger Bucht, im S.
dem Lausitzer, Elbsandstein- und Erzgebirge angehört.
Sachsen besitzt bedeutenden Reichtum an Mineralschätzen, daraus
hat sich im w. Teil des Königreichs ein Jndustriebezirk entwickelt, der
zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten der Erde gehört.
Das Land wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt. An der
Elbe: Dresden (515000 Einw.), „Elb-Florenz", durch seine herrliche
Lage, seine Kunstschätze und seine Bauten (Schloß, Zwinger, Kreuzkirche,
Brühlsche Terrasse) wohl die schönste Stadt Deutschlands. Elbaufwärts
die „sächsische Schweiz" mit dem Königstein, einst die stärkste Festung
Mitteleuropas. Dampferverkehr Dresden — Schandau, Mittelpunkt
der sächsischen Schweiz. Im Bereich des sächsischen Silberbergbaues die
berühmte Bergakademie Freiberg an der Mulde (30000 Einw.).
Die größte Stadt Sachsens nächst Dresden ist Leipzig (502000
Einw.), an Elster und Pleiße gelegen. Einst Mittelpunkt des Handels
von Mitteleuropa (Messe). Auch heute noch außerordentliche Handels-
und auch industrielle Tätigkeit. Leipzigs Buchhandel der erste in Europa.
Reichsgericht. Universität. (Völkerschlacht 18. Oktober 1813.)
Im W. der sächsische Jndustriebezirk: Zwickau, Mittelpunkt des
Steinkohlenbergbaues, Porzellan- und Glasindustrie, Chemnitz
(244000 Einw.), Glauchau, Reichenbach (Bahnknotenpunkt für den
Verkehr nach Hof und Eger). Hier überall Baumwollverarbeitung,
Band- und Spitzenfabriken, Herstellung sog. Konfektionswaren, be-
sonders in Plauen.
In dem Gebiete r. der Elbe Bautzen an der Spree, Zittau
an der Neisse (Leinenfabrikation).
§ 94.
Die thüringischen Staaten.
1. Großherzogtum Sachsen-Weimar. Weimar an der
Ilm (31000 Einw.), seine Glanzzeit unter Karl August, Goethe und
Schiller. Jena an der Saale, Universität (Schlacht am 14. Ok-
tober 1806). An der No.-Ecke des Thüringer Waldes Eisenach
mit der Wartburg.
Daniel, Leitfaden. Ausg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 1z
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Freiberg Karl_August Karl August Goethe Schiller Daniel
194
§ 95. Die Staaten an der Seeküste.
2. Herzogtum Sachsen-Meiningen, im Gebiet der Werra,
an ihr die Hauptstadt Meiningen. Im Gebirge Sonnenberg,
Mittelpunkt der Hausindustrie in Holz- und Spielwaren.
3. Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha besteht aus einem
s. nahe an den oberen Main reichenden Teile mit Kobürg und einem
n. Teile, zwischen preußischem (Erfurt) und weimarischem (Eisenach)
Gebiet; über Weimar—erfurt—gotha—eisenach geht die Bahn Berlin
—Halle—frankfurt (f. § 87). Gotha (36000 Einw.), Geographische
Anstalt von Perthes. Erste deutsche Feuer- und Lebensversicherungs-
gesellschaft.
4. Herzogtum Sachsen - Altenburg, an das Königreich
Sachsen grenzend. Reicher Bauernstand mit charakteristischen Trachten.
Hauptstadt Altenburg an der Pleiße.
5./6. Die Fürstentümer Schwarzburg - Rudolstadt und
Schwarzburg-Sondershausen, im s. Teile im Schwarzatal die
Stammburg Schwarzburg, hier auch an der Saale Rudolstadt;
im n. Teile, im thüringischen Hügellande, Sondershausen.
7./8. Die Fürstentümer Reuß jüngere und Reuß ältere
Linie. An der Elster Gera, Fabrikation von Musikinstrumenten,
und Greiz.
§ 95.
Die Staaten an der Seeküste.
1. Großherzogtum Oldenburg, vom Jadebusen als Streifen
nach S. sich erstreckend. Die Bewohner sind auf Ackerbau und die
mit der See zusammenhängenden Gewerbe angewiesen.
Hauptstadt Oldenburg (28000 Einw.) an der Hunte.
Zum Großherzogtum gehören: das Fürstentum Lübeck mit
Eutin und das Fürstentum Birkenfeld an der Nahe mit Ober-
stein (Achatschleifereien).
2./3. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz; fruchtbarer Boden, daher Landwirtschaft;
Handel und Gewerbe nicht von Bedeutung.
Hauptstadt Schwerin (41000 Einw.), am gleichen See. Rostock,
Universität, nahe der Mündung der Warnow, Geburtsort Blüchers.
Wismar, Hafenplatz. Parchim, Geburtsort Moltkes.
Hauptstadt von Mecklenburg-Strelitz Neu-Strelitz.
Die drei freien Reichsstädte:
4. Die Freie und Hansestadt Hamburg, an der bis hier-
her für Seeschiffe zugänglichen unteren Elbe (802 000 Einw.). Der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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■
- 169 —
Straßen führen aus dem Kattegat in die Ostsee? 26. Welches sind die
vorzüglichsten Inseln des dänischen Archipelagus? 27. Welche ist die öst-
lichste? 28. Seit welcher Zeit ist das Königreich auf den gegenwärtigen
Bestand herabgekommen? 29. Welche Besitzungen im Ausland sind 1646
verkauft worden? 30. Wie viel brachte alljährlich der Sundzoll ein?
31. Welche Producte fehlen ganz in Dänemark? 32. In welche 4 Pro-
vinzen kann man Dänemark eintheilen? 33. Welches sind die bemerkenswerthe-
sten Wohnplätze darin? 34. Wo wurde der Sundzoll erhoben? 35. Wo
liegen die Färöer? 36. Was ist von Island zu merken? 37. Unter wel-
chen Graden der Breite und Länge liegt Island?
Zur Wiederholung von 8 56 und 57.
1. In welchen Beziehungen ist Deutschland das Land der Mitte in
Europa? 2. Welche Ströme durcheilen cs? 3. Was ist vom Stromgebiete
des Rheins, der Weser, Elbe, Oder und Donau zu wiederholen? 4. Was
von dem deutschen Mittelgebirgs- und Tieflande? 5. Welche Erzeugnisse lie-
fert der Boden? 6. Welche Ausfuhrartikel erzeugt Deutschland? 7. Durch
welche Charaktereigenthümlichkeiten zeichnet sich der Deutsche aus? 8. Worin
zeichnen sich dieselben aus? 9. Welche deutschen Fabrikate sind im Auslande
geschätzt? 10. Auf welcher Stufe stehen Handel und Verkehr? 11. Welche
Einrichtung hatte der deutsche Bundestag von 1815? 12. Wann ist er
aufgehoben worden?
Zur Wiederholung von 8 58.
1. Wann ist der norddeutsche Bund gestiftet worden? 2. Welche
Zwecke hat er? 3. Wodurch unterscheidet er sich von dem deutschen Bun-
desstaat? 4. Welche Staaten gehören zum norddeutschen Bunde? 5. Wie
viel Q. M. umfaßt der norddeutsche Bund? 6. Wie viel Menschen woh-
nen darauf? 7. Welche süddeutschen Staaten gehören nicht zum norddeutschen
Bunde? 8. Wie viel Q. M. machen ihre Länder zusammen aus? 9. Wie
viel Menschen wohnen darauf?
Zur Wiederholung von 8 59.
1. Wie viel Q. M. umfaßt der preußische Staat nach dem Kriege
von 1866? 2^ Wie groß ist die Zahl seiner Einwohner? 3. Aus wel-
chen Provinzen besteht Preußen seit 1866? 4. An welche Meere und
Länder grenzt Preußen? 5. Welcher Theil der preußischen Monarchie liegt
an der Ostsee? 6. Welche Ströme und Küstenflüsse münden aus preußischem
Gebiet in dieselbe? 7. Welche Zuflüsse aus Preußen erhält der Pregel,
die Weichsel, die Oder, die Elbe, die Weser, der Rhein? 8. Welcher Theil
Preußens liegt an der Donau? 9. Wodurch zeichnet sich die baltische
Landhöhe aus? 10. Wo beginnt dieselbe? 11. Wo endet sie? 12. Welche
wichtigen Canäle haben wir in Preußen kennen gelernt? 13. Auf melcher
Stufe stehen in Preußen die Viehzucht und der Ackerbau, ferner die Ge-
werbe und die Volksbildung? 14. Wo findet man Bernstein? 15. Welche
3 Bezirke in dem preußischen Rheinland zeichnen sich durch eine vorzügliche
Gewerbthätigkeit aus? 16. Welches sind die wichtigsten Erzeugnisse des
Mineralreichs in Preußen? 17. Welche Fabriken Berlins werden gerühmt?
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Dänemark Island Island Deutschland Europa Rheins Donau Deutschland Ostsee Rhein Donau Bernstein Rheinland Berlins
78
S 58.
Der norddeutsche Bund von 1866.
Zwischen den beiden Großstaaten des deutschen Bundes, zwischen Oester-
reich und Preußen, bestanden von Ansang an ziemlich ungünstige Verhält-
nisse, da jeder derselben nach der Herrschaft in Deutschland strebte. Preußen,
als echt deutscher Staat, hielt sich dazu vorzugsweise berufen; Oesterreich
dagegen glaubte seine ganze staatliche Existenz bedroht, wenn es die Ober-
herrschaft in Deutschland einbüßte. In dem Kriege um Schleswig-Holstein
gegen Dänemark (1863 und 1864) gingen beide Staaten zwar nochmals
Hand in Hand mit einander; die gemeinsame Verwaltung der glücklich er-
oberten Herzogthümer entzweite sie jedoch und ließ die alte gegenseitige Ab-
neigung deutlich wieder zu Tage treten und endlich zum Ausbruch kommen.
Beschlüsse, welche der Bundestag auf Veranlassung Oesterreichs am 15. Juni
1866 gegen Preußen faßte, nöthigten letzteren Staat, aus dem Bunde zu
treten und diesen selbst für erloschen zu erklären.
Preußen drang nun aus Berufung eines deutschen Parlaments, und
kam damit lange gehegten Wünschen des deutschen Volkes entgegen. In
seinen: Statut-Entwurse für dasselbe forderte es Ausschluß Oesterreichs aus
Deutschland. Die Folge hiervon war der Ausbruch eines Krieges zwischen
Preußen und Oesterreich, in welchem Letzteres in wenig Wochen im eigenen
Lande so total geschlagen wurde, daß es Frieden schließen (23. Aug. 1866
zu Prag) und in Folge dessen zugleich Venetien an das mit Preußen ver-
bündete Italien abtreten mußte.
Preußen ist durch diesen Sieg nicht nur in den vollen Besitz von
Schleswig-Holstein gekommen, sondern hat auch das Königreich Hannover,
das Kurfürstentb um Hessen, das Herzogthum Nassau, einen Theil des Groß-
herzogthums Hessen und die Stadt Frankfurt a. M., deren Regierungen ihm
in dem Kriege mit Oesterreich feindlich entgegentraten, erworben.
Die norddeutschen Fürsten sind der Aufforderung Preußens, mit ihm
einen norddeutschen Bund zu bilden, nachgekommen, während die süd-
deutschen, nämlich Baiern, Württemberg und Baden, noch für sich dastehen.
Das Verlangen der Völker ist jedoch auf die Vereinigung Süddeutschlands
mit Norddeutschland zu einem einzigen deutschen Bunde gerichtet, da sie die
Ueberzeugung haben, daß nur aus der Vereinigung Heil für Alle erwächst.
Die Zeit, wo ein deutscher Bund, in dem Preußen die militärische und
diplomatische Führung hat, sich bilden wird, ist gewiß nicht mehr fern, und
ist er gestiftet, dann werden auch die deutschen Länder Oesterreichs wieder
in ein freundliches Verhältniß zu demselben treten können.
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TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Oester- Deutschland Oesterreich Deutschland Schleswig-Holstein Oesterreichs Oesterreichs Deutschland Oesterreich Italien Schleswig-Holstein Hannover Hessen Hessen Frankfurt_a._M. Oesterreich Baiern Württemberg Baden Norddeutschland Oesterreichs
80
8 59.
Das Königreich Preußen.
Preußen hat unter Kurfürst Friedrich I. 1415 einen kleinen Anfang
genommen; denn Beim Tode dieses ersten seiner Regenten bestand es nur
aus 535 Q.-M. Fast alle nachfolgenden Fürsten haben aber zur Ver-
größerung des Landes beigetragen, bis es endlich jetzr auf 6395,465 Q.-M.
gebracht worden ist. Q.-M. Einwohner.
1865 bestand Preußen aus: .... 1866 kamen hinzu: 5086,750 19,304,843
1) das Königreich Hannover . . 2) das Kurfürstenthum Hessen (nach Abzug kleiner, an Hessen-Darm- 698,722 1,923,492
stadt abgetretener Theile) . . 3) das Herzogthum Nassau, (nach Abzug kleiner, an Hessen-Darm- 172,849 737,283
stadt abgetretener Theile) . . 4) die freie Stadt Frankfurt (nach Abzug eines kleinen, an Hessen- 85,191 466,014
Darmstadt abgetretenen Theiles) 5) die Herzogthümer Schleswig-Hol- 1,588 89,837
stein 320,4 960,996
6) von Baiern 7) vom Großherzogthum Hessen- 10,05 32,976
Dannstadt 19,915 75,102
6395,465 23,590,543
Vor 1866 bestand Preußen zu seinem großen Nachtheile aus einem
östlichen und einem westlichen Theile, die beide durch das Königreich Han-
nover und durch Kurhessen ziemlich weit auseinander gerückt waren. Gegen-
wärtig nimmt es den größten Theil des ganzen nördlichen Deutschlands ein,
wird daher im Norden von der Ost- und Nordsee und Dänemark, im Süden
von dem Großherzogthum Hessen, von Baiern, von den sächsischen Fürsten-
thümern, von dem Königreich Sachsen und von Böhmen, im Osten von
Polen und Rußland, im Westen von den Niederlanden, Belgien und Frank-
reich begrenzt. Innerhalb dieses Gebietes liegen aber noch Mecklenburg,
Oldenburg, Anhalt, Braunschweig, die Lippeschen Fürstenthümer, Waldeck und
Hessen-Darmstadt. Den größeren Theil der Landes erfüllt die norddeutsche
Tiefebene; im Südwesten ist dagegen das rheinische Schiefergebirge, im Süden
das norddeutsche Bergland. Der Boden zeigt sonach mannigfache Bildung
und wird dadurch zur Erzeugung der verschiedenartigsten Producte geeignet.
Getreide aller Art wird in Ueberfluß gewonnen und daher nach anderen
Ländern ausgeführt; ebenso Obst und in den Rheingegenden und im Nassaui-
schen Wein. Der Bergbau liefert Eisen, Kupfer, Blei, Silber, Salz, Braun-
und Steinkohlen, der Ostseestrand den Bernstein. Die Viehzucht nimmt in
vielen Landestheilen eine hervorragende Stelle ein, liefert z. B. in Hannover
vortreffliche Pferde.
Die Industrie ist fast in allen Zweigen in hohem Grade entwickelt.
Die schlesischen und westfälischen Leinwandfabriken und Webereien, welche
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
92
an der Ostsee fruchtbar und stark bewaldet. Die Hauptprodukte beider
Laudestheile sind Getreide, Obst, Hanf, Flachs, Torf und viele Fische. Die
Viehzucht steht auf hoher Stufe. Rindvieh wird in Menge nach England
ausgeführt.
Die Bewohner Holsteins sind Niedersachsen und reden sämmtlich deutsch,
die Schleswigs theils Deutsche (Angelsachsen), theils Dänen, theils Friesen.
Im Süden von Schleswig wird deutsch, im Norden dänisch gesprochen.
Beide Herzogthümer gehörten bis zum Jahre 1864 zum Königreich Däne-
mark, Holstein zugleich zum deutschen Bunde. Durch den Krieg von 1864
und 1865 wurden sie Dänemark genommen und von den Siegern, Preußen
und Oesterreich, verwaltet. In Folge des Krieges zwischen Oesterreich und
Preußen fielen beide Theile 1866 an Preußen.
1) Holstein. Altona an der Elbe, 53,000 E., ist durch die Ham-
burgische Vorstadt St. Pauli mit Hamburg selbst verbunden und
daher auch Freihandelsstadt. Im Jahre 1500 noch ein winziges
Fischerdorf, ist Altona jetzt eine der regsten Handelsstädte Deutsch-
lands, mit Zucker- und Seifensiedereien, Thranbrennereien, Kattun-
druckerei, starkem Härings- und Walsischsang. Kiel am Kieler
Hafen, dem schönsten der Ostsee, hat 18,800 E., eine Universität,
einige Fabriken, treibt etwas Handel und Schifffahrt. Rendsburg,
Festung an der Eider, 9500 E. Glückstadt an der Elbe, 5000 E.
2) Schleswig. Schleswig, 11,000 E., liegt um das Westende der
Schlei, einer langen, seichten Ostseebucht. Flensburg, 20,200
Einw., am gleichnamigen Hafen, ist eine wichtige nordische Han-
delsstadt. Hadersleben, 8300 E., liegt an einer Ostseebucht, inner-
halb dänischer Landumgebung, ist aber selbst fast gänzlich deutsch.
Auf der Insel Alsen liegt das durch die letzte Erstürmung der
Düppeler Schanzen bekannte und fast zerstörte Sonderburg, am
Eingang des Kieler Hafens die kleine, aber wichtige Festung
Friedrichsort. An der Westseite liegt die alte Stadt Husum, höher
hinauf Tondcrn.
15. Die Hohcnzollern'schen Lande
(21 Q.-M. und 65,000 Einw.)
sind seit 1850 mit Preußen vereinigt, und liegen zu beiden Seiten der
Donau am westlichen Abhange der rauhen Alp, von Württemberg und Baden
umgrenzt. Die Hauptorte sind Hechingeu und Sigmaringen. Die alte
Stammburg der Hohenzollern auf dem 2666' hohen Kegelberg ist neu her-
gestellt und befestigt.
16. Bon Baiern sind 1866 an Preußen abgetreten
10 Q.-M. mit 33,000 E., nämlich die Enklave Gaulsdorf im Königreich
Sachsen, das Bezirksamt Gersfeld, östlich von Fulda, und das Landgericht
Orb (ohne Aura) an der obern Kinzig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
96
3. Die Provinz Oberhessen
(fast 60 Q.-M. und 225,700 meist evangel. Einwohner)
liegt nördlich vom Main und wird ganz von preußischem Gebiet (Kurhessen,
Nassau) umschlossen. Sie gehört staatlich zum Großherzogthum Hessen.
Siehe § 61.
4. Das Fürstenthum Waldeck
(20^2 Q.-M. und 59,200 evangel. Einwohner)
wird umschlossen von den preußischen Provinzen Westfalen, Kurhessen und
dem Großherzogthum Hessen, und besitzt außerdem noch am Nordostrande
die kleine Grafschaft Pyrmont, ist gebirgig, hat schöne Wälder, Eisen-,
Kupfer-, Blei- und Salzwerke und neben gutem Ackerland treffliche Weiden.
Die wichtigsten Städte sind Corbach, Arolsen und Pyrmont, ein schönes
und besuches Bad.
5. Die Lippe'schen Fürstenthümer
liegen am Teutoburger Wald und Wesergebirge.
1) Kippe-Detmold (20 */2 Q.-M. und 111,500 evangel. E.). Haupt-
ort Detmold, 6200 E. Lemgo und Horn*).
2) Schaumbnrg-Kippe (8 Q.-M. und 31,700 evangel. Einw.) am
Steinhuder Meer. Bückeburg, 4300 E.
6. Das Herzogthum Braunschweig
(67 Q.-M. und 293,500 evangelische Einwohner)
liegt in 5 Stücken getrennt am Harz, oder in dessen Nähe. Die Weser,
Aller, Oker, sowie die Bode, ein linker Zufluß der sächsischen Saale,
durchstießen das Land. Es hat gute Landwirthschaft, lebhaften Handel und
Gewerbfleiß. Hauptstadt ist Braunschweig an der Oker, 45,500 E. Be-
deutende Messen; „die Braunschweiger Mumme." Wolfcnbüttel an der
Oker, 9400 E., (Lessing war dort Bibliothekar). Bei Blankenburg am
Harz sind die häufig besuchten Tropfsteinhöhlen: die Baumanns- und Bicls-
höhle. Bei Lutter am Barenberg siegte Tilly 1627 über den dänischen König.
7. Die Anhaltischen Herzogthümer,
(48'/4 Q.-M. und 193,000 evangelische Einwohner)
nämlich, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg, sind seit 1863
unter dem Herzog von Anhalt-Dessau vereinigt. Sie sind ganz von der
*) Beim Städtchen Horn befindet sich eine wunderbare Felsgruppe, „die Exter-
steine." Die Felsen sind meist senkrecht gespalten und enthalten thcilweise natür-
liche Kammern. Die höchste Felsenspitze ist 125' hoch. Ueberall bemerkt man
Bogengewölbe mit Bildhauerarbeit, Zimmer, Treppen, Ställe re. Aus einem Re-
lief, welches die Kreuzabnahme Christi darstellt, will man schließen, daß diese Ar-
beit dem 10. Jahrhundert angehört. In der Nähe von Horn ist auch das Winfeld,
wo Hermann, der Cheruskerfürst, die Römer unter Varus 9 n. Chr. vernichtete.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Lessing Tilly Hermann Varus Chr
Extrahierte Ortsnamen: Main Kurhessen Nassau Hessen Westfalen Kurhessen Großherzogthum_Hessen Nordostrande Detmold Lemgo Bückeburg Blankenburg Barenberg Anhalt-Dessau Anhalt-Köthen Anhalt-Bernburg Beim_Städtchen_Horn Christi
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der Italiener leicht und rasch ab. Wo wir schweigen, schwaht und lacht er;
wo wir seufzen und klagen, singt er; was uns schwer wird, unterläßt er.
Seine Arbeiten sallen ihm leicht. Ein Eselstreiber, welcher in der Sonnen-
hitze hungrig und durstig neben seinem beladenen Thiere zu Fuß geht, plau-
dert stundenlang mit dem Langohr. Die Magd säubert die Töpfe und ruft
ihnen zu: „Nun, Kinderchen, seht ihr wieder vernünftig aus; aber stehtauch
hübsch fest und fallt mir nicht; sonst brecht ihr Arme und Beine und die
Signora heißt mich bestia, und der Herr weist mich zum Haus hinaus."
Ein italienischer Straßenarbeiter ist fleißiger und genügsamer, als ein deutscher.
Polenta, ein mit Wasser bereiteter Brei von Welschkornmehl, den er mit
oder ohne Butter und Käse genießt, ist das tägliche Gericht, Maecaroni die
Lieblingsspeise der Lazzaronis in Neapel. Das Volk thut oft aus Schlau-
heit demüthig; aber nirgends gilt Stand oder Rang weniger, als in Italien.
Auch der Geringste benimmt sich, ohne frech zu sein, wie einer unseres
Gleichen. Ter Lazzaroni hält sich für eilten König und stellt Kaiser und
Pabst vor seinen Richterstuhl. „Der König ißt so viel Maecaroni, als er
will, und der Lazzaroni so viel, als er hat." So lebendig die Italiener
sind, so hoch schätzen sie die Erholung von der Arbeit, das dolce far niente;
sie ruhen aus, während ihr Geist sich mit Allerlei beschäftigt, ohne müde
zu werden. Ihre Sprache ist klar und bestimmt. Carneval, Opern, Schau-
spiele, Musik, das La Mora-Spiel bieten Erholung und Vergnügen. Leider
ist ihre Rachsucht und ihr aufbrausender Sinn oft Veranlassung zu Mord
und Raub. Ein gedungener Bandit hält sich für einen guten Christen, weil
er zur Kirche und Beichte geht und die Festtage streng einhält.
Seit den Ereignissen der letzten Jahre (1859 und 1860) ist die
Staatengruppe*) der apenninischen Halbinsel eine ganz andere geworden.
Die meisten Staaten sind zu einem gemeinsamen Königreiche Italien unter
Viktor Emanuel geeinigt, die Kronen von Neapel, Toskana, Parma und
Modena eingegangen, der Kirchenstaat ist auf ein sehr geringes Gebiet be-
schränkt, die Lombardei bis an den Mincio an Sardinien abgetreten, die
Republik Marino erhalten worden. 1866 ist endlich auch Venetien an
Italien abgetreten worden.
1. Das Königreich Italien.
(4710 Q.-M., 21,600,000 Einwohner.)
Sardinien erkaufte den Beistand Frankreichs gegen Oesterreich und den
Besitz der Lombardei durch die Abtretung von Nizza und Savoyen (1860).
Seit 1866 umfaßt es folgende Theile:
I. Das lombardifch-venetianftche Königreich (456 Q.-M., 2,446,000 E.).
Der fruchtbare Boden bietet Kastanien, Maulbeerbäume, Wein, Orangen,
Reis, Mandeln, Feigen, Obst, Melonen re. Bei dem großen Reichthum an
*) Früher gehörte Venetien dein Kaiser von Oesterreich; es bestanden daneben
folgende selbständige Staaten: 1) Königreich Sardinien; 2) das Herzogthum Parma ;
3) das Herzogthum Modena; 4) das Großherzogthum Toskana; 5) der Kirchen-
staat; 6) die Republik Marino; 7) das Königreich Neapel.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Extrahierte Personennamen: Pabst Viktor_Emanuel Viktor Marino